Haus Ziegler Konstanz

Würdigung der Jury
Im Sinne der Baukultur ist es wesentlich, den originären Stadtkern zu stärken. Dies verhindert den Donut Effekt also das Aushöhlen der Innenstadt zu Gunsten der umgebenden Peripherie und ist damit ein Beitrag gegen Landverbrauch. Die Kernstadt soll für lebendige Vielfalt stehen. Geschäfte, Büros, Wohnen sollen nicht nur Koexistieren, sondern einander bereichern, ergänzen und damit letztlich stärken. Nachverdichtung in der Innenstadt ist somit ein hochaktuelles Thema. Bisweilen auch brisant, stellt sich doch stets die Frage der „gesunden Dichte“, der ausreichenden Durchlüftung der Quartiere und des Schutzes des umgebenden Bestands, wo alles scheinbar immer so war, wie es heute ist. Doch lebendige Stadt bedeutet immer, den stetigen Wandel willkommen zu heißen. Dabei dient der Bestand als Anker, als Anregung und keinesfalls als Einschränkung. Für dieses Verständnis von Stadt steht das Haus Ziegler in vorbildlicher Weise. Sicher hätte sich auf der grünen Wiese ein Domizil für die beiden Familien leichter umsetzen lassen, ohne die scheinbare Limitation der baulichen Substanz und ohne die schiere logistische Herausforderung, eine Baustelle in der Kernstadt zu beschicken. Ausgezeichnet wird die Lust der Architekten, mit der Substanz in kreativster Weise zu arbeiten, die erhaltenswerte Historie herauszuarbeiten, aber auch radikale neue Lösungen mit perfekter Präzision in den Bestand zu implantieren. Ausgezeichnet wird aber auch der Mut der Familien Ziegler, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Dieser Mut wird belohnt mit einer Vielzahl von einmaligen Raumfolgen, Durch- und Ausblicken und einer Individualität, die ihresgleichen sucht. Das fertige Projekt spiegelt das kreative Miteinander von Baufamilien und Architekten in allerbester Weise.

bächlemeid architekten stadtplaner bda Karin Meid-Bächle und Martin Bächle, Konstanz
baechlemeid.de