Pk. Odessa Co, München

Auszeichnung BDA Preis Bayern 2019

Hofgut Karpfsee

Bad Heilbrunn

Pk. Odessa Co, München

Hofgut Karpfsee

Bad Heilbrunn
Architekt
Florian Nagler Architekten GmbH, München
Bauherr
Stiftung Nantesbuch GmbH, München

Auszeichnung

BDA Preis Bayern 2019 – Bauen im Bestand / Denkmal

Man kann ohne Übertreibung behaupten, dieses Projekt ist die perfekte Symbiose von Ort, Architektur und Nutzer. Idyllisch auf einer Anhöhe gelegen, erstreckt sich eine aus mehreren Gebäuden bestehende Hofanlage, die für die Stiftung Nantesbusch saniert und umgebaut wurde. Die Stiftung nutzt das weitläufige Gelände für ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm zum Thema Kunst und Natur.

Herzstück des Projekts ist das Lange Haus, bei dem zwei in einer Flucht stehenden Viehställe zu einem 130 Meter langen Gebäude verbunden und für neue Nutzungen ausgebaut wurden. Die baulichen Veränderungen sind nicht gleich ersichtlich. Dies ist zum einen durch den sensiblen Umgang mit dem Bestand und zum anderen durch eine der lokalen Typologie und Bautradition verhaftete Architektursprache des Neubaus begründet. Wer jedoch auf Spurensuche geht, findet Abdrücke in der Außenwand, die den Bestand sichtbar machen. Während der südliche Gebäudeteil weiterhin als Stall genutzt wird, dient der nördliche Teil als Veranstaltungsstätte.

Außen zeigt der Baukörper die typische Zweiteilung ländlicher Wirtschaftsgebäude in massives, weiß getünchtes Erdgeschoss und holzverkleidetes Obergeschoss mit Satteldach. Der mittig liegende Lückenschluss wurde durch überhohe Torelemente erreicht. Hier führt der Hauptzugang des Gebäudes über einen zweigeschossigen, bis ins Dachtragwerk offenen Raum und durch einen schmalen Gang zum Empfangsbereich. Wiederum über einen schmalen Gang schließt sich der bis in den Dachraum offene Speisesaal an. Im nördlichen Teil liegen die Schlafräume für Übernachtungsgäste. Vom gemeinschaftlichen Essbereich führt ein zentraler, mit schwarzem Stahl verkleideter Treppenkörper auf die Galerieebene und zu den Seminarräumen. Dem Speisesaal ist eine repräsentative Küchennische sowie eine dahinterliegende Großküche zugeordnet. Während für die Fassade der Genius Loci bestimmend war, ist die Gestaltung des Innenraums eine Inszenierung von Material und Detail. Hier ist nichts dem Zufall überlassen. Mit einem breiten schwarzen Rahmen eingefasst, sitzt die komplett in schwarz gehaltene Küchennische wie ein Stillleben-Gemälde in der Wand, die Bestuhlung im Speiseraum ist streng in Schwarz und Weiß getrennt und fliegende Hemden ziehen wie ein Vogelschwarm durch das Eingangsfoyer. Das Projekt wird um ein anspruchsvolles Energiekonzept ergänzt. Dank Holz als Rohstoff für Wärme und Energie, einer Photovoltaikanlage und einer Bauteilaktivierung auf Erdsondenbasis konnte ein (fast) autarkes Gebäude geschaffen werden.